ZEUGNIS FABIAN
Hallo ich heiße Fabian. Ich bin ein bisschen außer Atem von den Tänzen und wirklich extrem dankbar hier heute auf der Bühne sein zu können, gemeinsam beten zu können, gemeinsam tanzen zu können, gemeinsam in vielen Sprachen reden zu können.
Das Lied „Ganas de vivir“, auf Deutsch „Freude am Leben“ drückt aus, was ich vor der Gemeinschaft verzweifelt gesucht habe. Aber ich habe die Freude in den falschen Dingen gesucht. Ich hatte in mir diese riesengroße Leere und ich versuchte sie mit all den Sachen zu füllen, die mir die Welt angeboten hat. Sei es im Feiern, im Trinken, in den Drogen, in materiellen Sachen, in falschen Beziehungen zu Frauen. Je mehr ich mich da hineingeworfen habe, je mehr ich versuchte damit meine innere Leere zu füllen, umso schlimmer wurde es, meine Enttäuschung wurde immer größer. Aber ich hätte es nie geschafft jemanden um Hilfe zu fragen, in meiner Unfähigkeit über meine Probleme zu reden. Ich hatte immer viel Angst vor dem Urteil der anderen und habe mich deshalb sehr verschlossen. Ich habe mir einen Charakter aufgebaut der nicht authentisch war. Je mehr ich dieses falsche „Glück“ gesucht habe, desto verzweifelter, verwirrter, trauriger und einsamer bin ich geworden.
Und ich danke meiner Familie, die auch heute hier ist, dass sie die Notbremse gezogen hat. Dass meine Eltern gesagt haben, ich soll in die Gemeinschaft Cenacolo gehen oder sie werfen mich raus. Am Anfang bin ich für zwei, drei Monate hergekommen, um dann sagen zu können, ich habe es ausprobiert, lasst mich damit in Ruhe. Vielleicht war ich noch bereit, meinen Tagesrhythmus zu ändern und statt um sechs Uhr morgens ins Bett zu gehen früh aufzustehen und zu arbeiten. Aber das, was ich hier gefunden habe, hat meine ganzen Erwartungen übertroffen! Weil ich am Abend zufrieden war mit dem, was ich gemacht hatte. Ein Gefühl, dass ich davor nie hatte. Und ich wurde immer neugieriger und bin einfach immer weiter gegangen. Ein bisschen länger als drei Monate… Heute bin ich wirklich von Herzen dankbar, weil ich immer mehr zu der Person werden kann, die ich gern sein möchte. Auch für die Beziehung zu meiner Familie, die ganz anders geworden ist, wenn ich sie auch vielleicht nicht mehr so oft sehe. Ich kann wieder allen in die Augen schauen und muss nicht irgendetwas verstecken, muss keine Angst haben, dass irgendetwas rauskommt, was ich gemacht habe. Im Gegenteil, es ist ein schönes Gefühl immer ein Geschenk werden zu können für die anderen. Dass das was ich mache die anderen nicht mehr mit runterzieht, sondern auch jemanden aufbauen kann. Ich kann mich immer mehr frei fühlen und ich selber sein.
Vor der Gemeinschaft hätte ich niemals getanzt, wenn ich nicht betrunken war. Ich war auch der einzige auf unserem Gymnasium, der nicht zum Abiball gegangen ist, weil ich mich schämte mich zu bewegen. Aber jetzt macht mit Tanzen Freude. Tausend Mal habe ich mich überwinden müssen – wie damals vor fünf Jahren, als ich zum ersten Mal den Schuhplattler vor ein paar hundert Menschen zu tanzen hatte. Das hat mich am Anfang nicht gerade begeistert, aber es hat mir gut getan und mir geholfen immer mehr derjenige zu werden, der ich sein möchte.
Ich weiß, dass das nicht aus meiner eigenen Kraft gekommen ist. Ich bin dankbar, weil immer jemand da war, der mir gesagt hat: „Wenn du schwierige Momente hast, dann geh in die Kapelle zu Jesus“. Auch nach sechs Jahren in der Gemeinschaft ist nicht immer alles rosa, aber ich weiß jetzt wo ich hingehen kann, um wieder Kraft zu finden. Auch die letzten Tage der Vorbereitungen, als es oft schon spät in der Nacht war und ich schlafen gehen wollte, habe ich nicht an der Kapelle vorbeigehen können. Wenn ich nicht diese Begegnung mit Jesus hätte, dann würde mir diese Kraft fehlen immer weiterzumachen, Freude zu haben, dann wäre irgendwann alles „heavy“. Deswegen danke ich für alles was ich bekommen habe und immer noch bekomme und bin gespannt, was noch auf mich zukommt. Grazie!