ZEUGNIS P. ACHIM BAYER COp
Seit 21 Jahren darf ich immer wieder herkommen ins Cenacolo-Haus.
Damals war ich Lehrer in einer Schule für Kindergärtnerinnen, ich bin auch heute noch Lehrer. Mit diesen Schülerinnen habe ich jeweils am Ende des Schuljahres einen Einkehrtag gemacht und damals habe ich gefragt, ob ich diesen Einkehrtag im Cenacolo anbieten durfte. Es war möglich und so war ich dreimal hier mit den Schülerinnen –noch im Alten Haus. Dann habe ich meine Arbeit in der Schule beendet und war etwas in der Krise und so hat mir ein anderer Priester gesagt: Schau, vielleicht kannst du auch mal eine Zeit in der Gemeinschaft verbringen.
Schließlich kam im September 2004 Elvira zu Besuch im Alten Haus und ich bin zu ihr gegangen und habe sie gefragt, ob ich eine Zeitlang in der Gemeinschaft sein könnte. Sie hat mich intensiv angeschaut und gesagt: Warum willst du das? Ich habe geantwortet: Ich weiß nicht, aber ich glaube, es wäre gut! Und sie hat gesagt: Okay, aber ohne Privilegien! Dann bin ich drei Monate nach Saluzzo gegangen und das war für mich eine Zeit, in der ich ganz viel gelernt habe. Ich habe einfach mit den Burschen dort gelebt und gearbeitet und am Abend durfte ich dann die Hl. Messe feiern, doch ein kleines Privileg.
Dieses einfache Leben mit den Burschen zusammen war sehr wichtig für mich, denn ich war damals noch ein recht junger Priester. Als ich schließlich nach drei Monaten nach Hause zurückkehrte, bekam ich in meiner Ordensgemeinschaft eine neue Aufgabe und es wurde mir möglich, jetzt jede Woche mindestens einmal aus Wien hierher fahren zu können, um die Messe zu feiern und bei den Burschen zu sein. Das war eine ganz wichtige Zeit, in der ich sehr gewachsen bin in meiner Erfahrung. Schließlich gab es noch eine Überraschung, als der Bischof vor acht Jahren uns Kalasantiner gefragt hat, ob wir nach Eisenstadt kommen wollten. So bin ich der Gemeinschaft noch näher gekommen und darf weiterhin regelmäßig hier sein.
Eine Sache, die ich hier erfahre, ist: Warum lebt diese Gemeinschaft, warum geht es hier weiter? Warum ist das Leben hier zu spüren? Wir haben heute erlebt, wie der Regen gefallen ist. Das war ziemlich stark, aber inzwischen ist das Wasser abgeflossen und alles ist wieder trocken. Ich denke, das ist auch etwas, was für Cenacolo typisch ist. Die Gemeinschaft bekommt sehr viel geschenkt an inneren und äußeren Gaben, aber sie gibt auch sofort immer alles weiter. Die Burschen sind eine Zeitlang hier, ein Jahr oder ein halbes Jahr. Dann gehen sie in ein anderes Haus oder in die Mission. Sie gehen weiter, sie geben ihr Leben, sie behalten es nicht. Ich denke, das ist es, was wir als Christen brauchen. Wenn wir z.B. das Regenwasser, das fällt, in einen großen Kübel hineintun und dort aufbewahren, dann fängt es mit der Zeit an zu stinken. Es stinkt und ist nicht mehr gut. Aber wenn man das Wasser gleich verteilt, dann wächst und entsteht etwas.
Das ist es, glaube ich, was Cenacolo lebt. Man empfängt und gibt weiter. So viele Burschen haben hier viel empfangen und sind dann in die Mission gegangen. Das ist die Botschaft, die uns die Gemeinschaft auch als Kirche gibt. Wir sagen oft, dass wir eine Kirche sind, der das und jenes fehlt und wir beklagen uns über vieles. Und was passiert? Wir stinken mit der Zeit! Das gilt natürlich ebenfalls für die Gemeinschaft, die auch ihre Schwächen hat. Aber wenn wir hinausgehen, wenn wir uns schenken, dann wird aus dem Mist Leben. Das ist es, was ich selber auch erfahren durfte, denn auch meine Schwächen sind natürlich da. Aber ich sage: Herr, ich möchte einfach etwas tun! Und dann wird manchmal aus dem Schlechten auch etwas Gutes. Dafür möchte ich mich bei der Gemeinschaft herzlich bedanken!