STELLT EUCH VOR, ICH HÄTTE NICHT „JA“ GESAGT
ZEUGNIS MIRKO: Ich wollte nicht nach Österreich kommen. Ich war derjenige, der dachte, wir würden nach Australien gehen.
Damals war ich in Varaždin, wir hatten das Haus dort gerade eröffnet, und Marco sagte zu mir: „Komm, wir schauen uns das Haus in Österreich an!“ Wir sahen uns also das Haus an und fuhren zurück. Auf der Autobahn sah ich ein Schild mit Kängurus und ich sagte zu Marco: „Weißt du, jetzt habe ich doch keine Kängurus gesehen, wo wir in Austria (Österreich) sind.“ Nur um euch zu zeigen, wie schlau ich war. Marco hat zu mir gesagt: „Komm, wir machen das Haus in Österreich auf. Wir bleiben zehn Tage, starten die Arbeiten dort und dann gehen wir zurück.“ Aber ich habe „Nein“ gesagt. Normalerweise kann man in der Gemeinschaft nicht ‘Nein’ sagen, aber diesmal habe ich ‘Nein’ gesagt, ich wollte in Varaždin bleiben, ich hatte das Haus eröffnet, ich wollte dort bleiben. Und dann kam Elvira nach Varaždin: „Was hältst du davon, nach Österreich zu gehen?“ Ich habe gesagt: „Wenn du das sagst, wenn du mich fragst, dann vertraue ich dir.“ Stellt euch vor, ich hätte nicht ‚ja‘ gesagt, nicht nur ich, sondern Elvira und ich hätten nicht ‚ja‘ gesagt… Dann hätte ich heute meine Frau nicht, meine Tochter, hätte meine Söhne nicht. Damals wurde mir klar, dass es im Leben auch Abstürze gibt. Es wird im Leben immer wieder Schwierigkeiten geben. Und die Gemeinschaft hat mich nicht gelehrt, perfekt zu sein. Ich bin nicht perfekt. Elvira hat mir nicht gesagt, als ich eintrat: Nach der Gemeinschaft wirst du perfekt sein. Was sie mir sagte, war: „Wenn du hinfällst, fang neu an!” Das erste, was Elvira zu mir sagte, als ich in die Gemeinschaft kam, war folgendes: Ich sagte zu ihr: „Ich bete nicht, Elvira, ich glaube nicht.“ Und sie sagte: „Das macht nichts! Knie du dich hin, ich übernehme es für dich zu glauben.“ Und das tut sie heute noch. Ich kann also nur sagen: Danke! Ich glaube, ich werde mein ganzes Leben lang Danke sagen. Manchmal frage ich mich, ob ich das verdient habe, was ich heute habe, vor allem, dass meine Kinder mich so akzeptieren, wie ich bin. Meine Frau akzeptiert mich so, wie ich war und wie ich bin. Sie wissen, dass ich drogenabhängig war, dass ich Drogen genommen habe, dass ich in der Gemeinschaft war, aber sie haben immer gesagt: „Das ist uns egal!“ Ich danke euch, dass ihr mich so akzeptiert, wie ich bin. Danke
ZEUGNIS CLAUDIA
In der heutigen Zeit heißt es häufig nur vergleichend: Was ist besser? Wer ist schöner? Wer ist stärker? Wer kann mehr?… Das alles ist in der Gemeinschaft nicht wichtig. Da bin ich wichtig als Mensch und ich kann sein wie ich bin. Ich kenne die Gemeinschaft schon länger als die Hälfte meines Lebens. Als ich 22 Jahre alt war, wurde das Haus hier eröffnet und ich kann mich noch gut an diesen Abend in der Kirche erinnern, als Cenacolo mit einem Video vorgestellt wurde. Ich war dort mit meiner Mutter und meiner Schwester und wir haben uns das angeschaut. Ich habe mir gedacht: Die sehen nicht aus wie Drogenabhängige. Die Burschen strahlen und sind glücklich, das kann keine Gemeinschaft für Drogenabhängige sein. Das war so weit weg von uns, in unserer Gemeinde hat man sich Drogenabhängige anders vorgestellt. Meine Mutter war eine der ersten, die gesagt hat: Das schau ich mir an! So gingen auch wir immer mit ihr hin und bevor wir am Samstagabend „ausgegangen“ sind, nahmen wir in die Kirche an der Anbetung teil. Es war immer sehr schön, wenn die Burschen alle gesungen haben. Nach ungefähr einem Jahr, als wir immer dort hingegangen sind, wurde mir klar, wenn ich jemals heiraten sollte, dann kann es nur ein Bursche aus der Gemeinschaft sein. So weit war ich damals noch nicht, dass ich das wirklich vorhatte, aber ich hatte in den Jahren zuvor nie einen Mann gesehen, der sich hinkniet und betet und wirklich glaubt. Das war für mich wichtig, weil der Glaube und das Gebet für mich wichtig sind. Deswegen habe ich dann Gott sei Dank meinen Mann gefunden und die Gemeinschaft ist neben unserer eigenen tollen Familie unsere zweite Familie geworden. Ich kann dort immer ein- und ausgehen, ohne mich anzumelden. Es ist wie ein zweites Zuhause. Wir haben dann beim Krippenspiel mitgespielt, als ich noch eine junge Maria war, bis ich dann zur älteren Maria geworden bin… Und das schönste, was passiert ist: Sonst haben die Burschen immer Claudia zu mir gesagt und heuer war es das erste Mal, dass einer von ihnen zu mir gesagt hat: „Mama“. Da habe ich mich zuerst sehr alt gefühlt, aber dann habe ich gedacht: Ich bin ja eine Mama. Zuerst war es ein Schock und dann doch ein Geschenk. Die Zeit habe ich gebraucht, jetzt fühle ich mich wirklich als Mama und fühl mich wohl dabei, so wie es ist. Ich habe mich selbst gefunden und das „Mama“ dürfen ruhig alle Burschen sagen, denn ich könnte eh wahrscheinlich eure Mama sein. Grazie!
ZEUGNIS FRANCESCA
Ich glaube, meine Eltern haben schon alles gesagt. Ich kenne die Gemeinschaft schon, seitdem ich ein Baby war und es ist für mich einfach ein riesengroßes Geschenk, hier ein- und ausgehen zu können. Es ist für mich, wie meine Mama schon gesagt hat, ein zweites Zuhause. Und jetzt dieses Fest, diese zwei Tage. Es ist für mich nach der Pause wegen COVID ein sehr emotionaler Moment, wieder hier sein zu können und diese große Gemeinschaft zu erleben. Nach einer schwierigen Zeit für uns alle danke ich einfach dafür.
ZEUGNIS NICOLA
Ich war zwar noch nicht dabei, als die Gemeinschaft hier eröffnet wurde, aber ich war schon mein ganzes Leben lang mit ihr verbunden. Es freut mich immer, hier zu stehen, beim Fest und beim Krippenspiel zum Beispiel. Das ist immer ein schönes Erlebnis mit den Jungens aus der Gemeinschaft und mit meiner Familie. Ich hoffe, ich kann noch weitere 25 oder 50 Jahre hier mit der Gemeinschaft sein, mit meiner Familie und mit den Burschen aus der Gemeinschaft. Danke!