DAS SLOWAKISCHE CENACOLO-HAUS
Es war ein kleines unbeheiztes, nie fertig gestelltes Haus auf einem verwahrlosten Grundstück, das im November 2007 von neun Burschen als erstes Cenacolo-Haus in der Slowakei eröffnet wurde. Heute ist daraus ein großes blühendes Anwesen geworden, das über 40 Burschen sowie eine junge Familie beherbergt.
Wunderschöne Außenanlagen, ein großer Gemüsegarten und Stallungen mit vielen Tieren, die sich unter der Obhut der Cenacolo-Burschen offensichtlich wohl fühlen, machen das Haus zu einem Erlebnis für jeden Besucher. Es liegt in Kráľová pri Senci bei Senec und ist nur 125 km von unserem Haus in Kleinfrauenhaid/Österreich entfernt.
Das slowakische Cenacolo-Haus ist für uns wie ein Bruderhaus, einmal weil es besonders nah liegt, aber auch weil bei der Eröffnung in der Slowakei unser Haus in Österreich viel mitgeholfen hat. Acht der ersten neun Burschen in der Slowakei kamen damals von hier und am Anfang haben die Burschen aus Kleinfrauenhaid nicht nur oft Brennholz und Spenden zu den Brüdern in die Slowakei gebracht, sondern auch in unserer Tischlerei die komplette Einrichtung der ersten Kapelle dort angefertigt. Heute steht das Haus unter dem Patronat der hl. Kyrill und Methodius längst auf eigenen Füßen, aber der enge brüderliche Kontakt ist geblieben. So sind wir an einem schönen Herbsttag nach Kráľová gefahren und haben mit dem Hausverantwortlichen Maroš und seiner Frau Maria über die Geschichte des Hauses und ihr Zeugnis als Ehepaar und Familie gesprochen.
Die Geschichte des Hauses
Maroš ist 41 Jahre alt. Er stammt aus Trnava in der Slowakei und lebt seit 13 Jahren im Cenacolo. Seit Beginn ist er der Verantwortliche des Hauses:
„Am Anfang standen einige Medjugorje-Pilger, die dort die Gemeinschaft kennengelernt hatten und den Wunsch hatten, dass auch in der Slowakei ein Cenacolo-Haus eröffnet würde. Sie trafen sich regelmäßig in Piestany und begannen für ein Haus zu beten. Zu diesen Eltern kamen bald Jugendliche hinzu. Einige von ihnen traten in die Gemeinschaft ein – vor allem in Kroatien, Italien und Österreich – und die Gebetsgruppe half ihnen dabei. Bald wurden die Eintritte zahlreicher und der Wunsch nach einem slowakischen Cenacolo-Haus größer. Aber wie Mutter Elvira uns lehrt, realisieren sich die Pläne Gottes in Geduld und Ausdauer. Schritt für Schritt ist im Glauben und im Vertrauen zu gehen, dann wird Gott eines Tages das Seine beisteuern. So kam nach zehn Jahren geduldigen Gebetes schließlich das Haus.
Wir sind damals hier wunderbar empfangen worden, besonders von Seiten der Kirche. Bischof Frantisek Rabek kam schon am ersten Tag, gab seinen Segen und sagte: „Ihr seid herzlich willkommen, die Kirche freut sich, dass ihr da seid.“ Dann kamen auch viele Eltern, um uns auf den ersten Schritten zu helfen.
Jetzt waren aber wirklich die Ärmel hochzukrempeln. Wir begannen im November, es gab keine Heizung in dem Haus und der Winter war schon nah. Das Haus war feucht und voller Mäuse. Das ganze Gelände war in einem chaotischen Zustand und als es zu regnen begann, wurde alles zu einer Schlammwüste. Aber all das war eine gute Lektion für uns. Es ist, wie Mutter Elvira sagt: „Indem du das Haus aufbaust, baust du auch dein Leben auf“.
In einem Raum richteten wir eine provisorische Kapelle ein, in der auch eine Marienstatue ihren Platz fand, die uns bis heute begleitet. Dann begannen wir das Gelände aufzuräumen und von Unkraut und wild gewucherten Sträuchern zu befreien. Im Haus selbst fehlte noch sehr viel und wir hatten nicht einmal die Werkzeuge für die notwendigen Arbeiten. Es war ein Beginn in großer Einfachheit, aber gerade diese Armut half uns, Freundschaft aufzubauen und als Gruppe zusammenzuwachsen.
Das Haus hatte nur einen Schlafraum für neun Burschen. Dann kamen immer mehr hinzu und langsam zeigte sich die Notwendigkeit, das Haus zu vergrößern, bis wir schließlich mit dem Ausbau anfingen. Wir hatten nicht einmal genug Geld für die Fundamente, aber der Herr hat alles gesegnet und in zwei Jahren ist ein wunderschönes großes neues Haus entstanden. Es gab viele Menschen, die uns in dieser Zeit unterstützt haben und bis heute Freunde geblieben sind. Auch wir waren bereit, Opfer zu bringen und haben zehn Monate lang in einem großen Militärzelt außerhalb des Hauses geschlafen. Es war ein Abenteuer und eine Herausforderung und das Opfer, das wir brachten, schenkte uns die Kraft, die wir brauchten.
Schließlich konnten wir auch Mutter Elvira bei uns begrüßen und das war ein Moment großer Freude. Natürlich wollten wir ihr voller Eifer alles zeigen, was wir aufgebaut hatten, aber Mutter Elvira interessierte sich mehr für das Gespräch mit den Burschen und wie es ihnen ging. Es war unser Leben, das sie interessierte, und das war eine weitere schöne Lektion für uns.
Die Projekte des Hauses
Heute sind wir hier im Haus 40 Burschen. Das Haus ist fertig, aber wir haben Platz, unseren Garten und unsere Ställe noch zu erweitern. Es fehlt noch an einer Tischlerei und an weiteren Werkstätten. Dafür beten wir jetzt. Unsere große Kapelle ist endlich vollendet und hilft unserem Gebet. Sehr viele Priester sind mit uns in Kontakt und auch der Erzbischof von Bratislava Stanislav Zvolenský zählt zu unseren Freunden. Viele Ordensschwestern unterstützen uns und wir versuchen unsererseits mit ihnen alles zu teilen, was der Herr uns schenkt.
Unser Haus ist sehr lebendig und wir geben mit Begeisterung Zeugnis von unserem Leben in der ganzen Slowakei und auch in Tschechien. Die Musiker unseres Chores bereiten eine CD mit Cenacolo-Liedern in slowakischer Sprache vor und bald wollen wir zum ersten Mal eine Zeitschrift herausbringen. Das neue Buch von Mutter Elvira ist gerade in slowakischer Übersetzung erschienen und darüber sind wir sehr froh, denn all dies kann das Charisma unserer Gemeinschaft zu vielen Menschen bringen, die uns noch nicht kennen. Unser besonderes Gebetsanliegen ist ein Mädchenhaus in der Slowakei, denn das nächste Haus für Frauen ist weit entfernt. Ein Mädchenhaus wäre bei uns, sowie auch in Österreich, eine große Hilfe.
Zweimal im Jahr veranstalten wir einen Tag der offenen Tür und zu Weihnachten präsentieren wir jedes Jahr unser Krippenspiel. Es macht uns immer große Freude, die vielen Menschen begrüßen zu können, die mit uns die Geburt des Jesuskindes nacherleben möchten.
Wenn ich heute zurückschaue, sehe ich, dass der Herr die vielen Wünsche, die wir zu Beginn für das Haus im Herzen trugen, im Übermaß erfüllt hat. Alles, was die Burschen in diesen Jahren an Einsatz, Begeisterung, Opfer und Vertrauen investiert haben, ist überreich belohnt worden. Es ist wirklich ein Wunder. Diejenigen, die das alte Haus in seiner ganzen Armut noch gekannt haben und uns jetzt wieder besuchen, sind berührt von all dem Schönen, das der Herr und die Muttergottes für uns in diesen Jahren getan haben.“
Wir danken Gott für die Wunder, die er in unserem Leben gewirkt hat
Maroš und Maria mit ihrem kleinen Sohn Matej sind die erste Familie im Cenacolo-Haus in der Slowakei. Beide sind einen langen Weg mit der Gemeinschaft gegangen, bevor sie zueinander gefunden haben. So haben wir sie gebeten, uns auch von ihrem persönlichen Leben als Ehepaar Zeugnis zu geben.
Maroš:
„Ich habe in meiner Vergangenheit nicht viel Vertrauen gehabt in die Familie oder in eine Beziehung zu einer Frau. Als ich in die Gemeinschaft eingetreten bin, tat ich das nur, um von der Droge wegzukommen. Ich hatte keine Vorstellung von einem guten Leben. Aber dann habe ich mich in die Gemeinschaft verliebt und bin meinen Weg gegangen. Manchmal dachte ich darüber nach, was meine Zukunft sein könnte, doch letztlich wollte ich vor allem den Weg mit den Burschen weitergehen. Der Herr aber hat mehr für mich gewollt und so habe ich Maria kennengelernt. Maria hatte fünf Jahre in der Gemeinschaft verbracht, sie machte die Vorgespräche für die Mädchen, hatte ein Studium abgeschlossen und eine gut bezahlte Arbeit. So habe ich mir gedacht, lass das, ich habe nicht einmal Abitur gemacht, vielleicht ist es besser, einfach bei den Burschen zu bleiben und mir alles weitere aus dem Kopf zu schlagen. Aber mit der Zeit haben wir uns durch die Organisation der Vorgespräche besser kennengelernt und es entstand der Wunsch eine Freundschaft aufzubauen. Die Gemeinschaft unterstützte uns dabei, unsere Beziehung mit Geduld reifen zu lassen, Schritt für Schritt, ohne Eile. Das hat mir sehr geholfen. Schließlich aber stellte sich die Frage: Maria lebte außerhalb, ich innerhalb der Gemeinschaft, wie können wir in Zukunft zusammenleben? Wir legten diese Frage ganz ins Gebet und ich habe erlebt, dass die Liebe alle Hürden überwindet. Maria hat mir gesagt: Ich sehe, dass du dich wohl fühlst in der Gemeinschaft und dieses Leben liebst. Es ist besser für unser künftiges Leben als Familie, wenn auch ich in die Gemeinschaft zurückkomme. So haben wir geheiratet, um im Cenacolo zusammen dem Leben dienen zu können. Die Gemeinschaft aber hat uns nach der Hochzeit zunächst nach Saluzzo eingeladen, um dort eine Zeitlang in einem kleinen Häuschen miteinander zu leben. In diesem wunderschönen halben Jahr haben wir uns als Paar sehr gut kennengelernt. Ein Jahr nach unserer Hochzeit wurde dann unser Sohn geboren und getauft und jetzt leben wir hier in der Slowakei als glückliche Familie zusammen mit 40 Burschen.
Wenn ich heute betrachte, aus welchen Motiven ich vor vielen Jahren in die Gemeinschaft eingetreten bin und wo ich jetzt stehe, erkenne ich, was der Herr mit der Gemeinschaft für mich getan hat. Wie gut ist der Herr zu uns!“
Maria:
„Ich habe Cenacolo auf einer Wallfahrt nach Medjugorje kennengelernt und als ich Mutter Elvira von ihrem Vater erzählen hörte, der ein Alkoholproblem hatte, habe ich mich darin wiedergefunden. Mein Vater hatte das gleiche Problem. Ich bin in die Gemeinschaft eingetreten, obwohl ich kein Drogenproblem hatte. Aber ich war sehr verschlossen und ängstlich, ich lächelte kaum und sprach wenig, ich war verletzt wegen der Geschichte meiner Familie. Mutter Elvira sagte mir ständig, wenn wir uns begegneten: „Du musst deinem Vater verzeihen, sonst wirst du keine Entscheidung für dein eigenes Leben treffen können.“ So wusste ich, wo mein schwacher Punkt war und legte alles ins Gebet. Dann kam ich in das Haus nach Medjugorje, wo mich mein Vater besuchen konnte. Die Gemeinschaft gab mir Zeit, um mit ihm zusammen zu sein und er erzählte mir aus seinem Leben und seiner Kindheit. So begriff ich vieles, was ich früher nie verstanden hatte. Wir haben uns umarmt und einander vergeben. Beide haben wir geweint und mein Herz ist damals frei geworden von der Vergangenheit.
Auf meinem Weg im Cenacolo aber sagte mir Mutter Elvira schließlich: „Du kannst jetzt dein Leben draußen wieder aufnehmen, aber bleibe in Kontakt mit der Gemeinschaft, geh zu den Treffen und bete für deinen zukünftigen Ehemann. Die Muttergottes wird dir zeigen, wer es ist.“ So trat ich aus und ging nach Bratislava, um dort zu leben und zu arbeiten. Dann bat mich die Gemeinschaft, die Vorgespräche für die Mädchen zu übernehmen. Diese Aufgabe ermöglichte mir, nah bei der Gemeinschaft zu bleiben und der Kontakt mit unseren Mädchenhäusern und unseren Priestern war mir eine große Hilfe. Es ging mir gut, sicher dachte ich daran, eines Tages zu heiraten, aber ich habe nicht wirklich jemanden gesucht, sondern gebetet und darauf vertraut, dass Gott das Richtige tun wird: „Du musst mir einen Burschen schicken, der dich liebt und auch die Muttergottes.“
Dann habe ich Maroš kennengelernt und als unsere Freundschaft begann, sprachen wir immer nur über die Gemeinschaft, über die Vorgespräche, die Burschen und Mädchen, die eintreten wollten, die Familien. Lange ging das so, bis wir begannen uns persönlich füreinander zu interessieren, weil wir uns gut und frei miteinander fühlten. So legte ich unsere wachsende Freundschaft ins Gebet und bat in einem Brief Mutter Elvira und die Priester der Gemeinschaft um ihren Rat. Unser Problem war, dass ich außerhalb und Maroš in der Gemeinschaft lebte, und es mir schwer fiel, mich daran zu gewöhnen, eventuell in die Gemeinschaft zurückzukehren. Ich ging auch nach Medjugorje für eine Zeit, um zur Muttergottes zu beten und die Mädchen dort um ihren Rat zu bitten. Gott ließ nicht lange auf seine Antwort warten und ich begriff, dass ich um unserer Beziehung willen in die Gemeinschaft zurückkehren sollte.
So trat ich wieder ein und kam bald danach zusammen mit Maroš in ein gemischtes Haus. Diese Periode hat uns sehr geholfen, unsere Freundschaft zu vertiefen. Dann kam die schöne Zeit der Verlobung und der Ehe-Vorbereitung mit Hilfe unserer Priester in Saluzzo. Ein besonderes Geschenk war dabei eine Cenacolo-Wallfahrt nach Tschenstochau, an der wir teilnehmen konnten, um der Muttergottes unsere Zukunft anzuvertrauen. Dann haben wir hier in der Slowakei geheiratet und sind als junges Ehepaar für ein halbes Jahr nach Italien zurückgekehrt. Wir hatten unser eigenes kleines Häuschen und unsere Privatsphäre und lebten zur gleichen Zeit in der Gemeinschaft von Saluzzo, das waren wunderbare sechs Monate. Schließlich wurde ich schwanger und damit unser Kind in der Slowakei geboren werden konnte, kehrten wir in die Heimat zurück. Die 40 Burschen freuten sich sehr, dass wir kamen und hatten uns schon ein eigenes Apartment eingerichtet. Ganz besonders habe ich mich über die Statue der hl. Rita gefreut, die sie im Garten aufgestellt hatten. Als ich die Burschen danach fragte, sagten sie: „Wir wissen, dass ihr in schwierigen Momenten zur heiligen Rita betet und so haben wir diese Statue dort in den Garten gestellt, damit ihr sie von eurem Fenster aus sehen könnt und du mit dem Kinderwagen in diesem ruhigen Teil des Gartens spazieren gehen kannst.“
Ich fühle mich als junge Mutter hier wohl im Haus, ich habe bei den Vorgesprächen weiter Kontakt mit den Mädchen, die eintreten wollen, sowie mit vielen Müttern, deren Kinder in der Gemeinschaft sind, so dass ich nie in Gefahr komme, mich als Frau in einem Burschenhaus alleine zu fühlen. Jetzt ist unser Sohn da und bestimmt unsere Tage und Nächte. Das ganze Haus hat sich verändert, ein Kind im Haus ist eine Schule für alle und sicherlich werden die Burschen bald unser Kind mit dem Kinderwagen spazieren fahren können. Wir können Gott nur danken für alles und die Wunder bezeugen, die der Herr in unseren Herzen und in unserem Leben als Familie getan hat.“