Mit Cenacolo Ostern entgegengehen
Ob Süßigkeiten, Internet oder Smartphone – auf das zu verzichten, was uns schmeckt oder gefällt ist nicht einfach. Trotzdem tun es Christen weltweit 40 Tage vor Ostern in der sogenannten Fastenzeit (italienisch: „quaresima“). Sie beginnt am Aschermittwoch und endet am Ostersonntag. Indem wir Gewohnheiten ändern oder scheinbar wichtige Dinge weglassen, können wir neu auf das schauen, was wirklich wichtig ist. Die Fastenzeit ist gleichzeitig auch eine Zeit der Besinnung und der Neuausrichtung – auf Jesus und auf die Menschen um uns herum.
Im Cenacolo leben wir diese Zeit besonders intensiv, um zurück zum Essentiellen und Wichtigen zu kommen. Wenn wir zum Beispiel auf Kaffee und Süßigkeiten verzichten, üben wir uns in Selbstbeherrschung. Wir lernen, unseren Egoismus zu überwinden und jeden Tag neu das Gute in den Blick zu nehmen. Wir wollen in der Freundschaft mit Jesus wachsen, um so freier und glücklicher zu werden. Dazu braucht es Reinigung und Rückkehr – und das ist leichter gesagt als getan. Eine bewusst gelebte Fastenzeit heißt für uns in der Gemeinschaft beispielsweise, dass jeder beim Frühstück einen Zettel zieht, auf dem eine Aufgabe für den Tag steht. Ob „lächeln“, „Nächstenliebe konkret leben“, „ein Gebet sprechen“ oder „ehrliche Gespräche führen“: Diese Aufgaben helfen uns, Schritte aus uns heraus und damit in ein neues Leben zu machen. Die Fastenzeit ist jedes Jahr im Cenacolo eine Zeit der Neuorientierung, die uns darauf vorbereitet, das Osterfest mit einem freien Herzen und in großer Freude feiern zu können.
Die Zeit vor Ostern konkret leben ist – nicht nur für uns im Cenacolo – unbequem, weil man sich mit lange Aufgeschobenem oder Verdrängten konfrontiert. Wenn wir uns zum Beispiel mit einem Bruder aussprechen, Aufgaben für andere übernehmen oder dem anderen hilfsbereit zur Seite stehen: Wir schauen nicht nur auf uns. Ich leide einen Augenblick und fühle mich vielleicht auch überfordert, aber ich wachse und reife so als Mensch.
Wir sprechen in Kleingruppen über das Wort Gottes, um es zu vertiefen. Jeden Freitag beten wir den Kreuzweg für unsere Anliegen und die der ganzen Welt. Wir versuchen, die Liebe und Barmherzigkeit Gottes zu verstehen, die unser Leben wirklich verändert. Jeden Freitagabend schauen wir uns gemeinsam einen Heiligen-Film an – einen Film über einen Menschen, dessen Leben uns zeigt, welche Wunder Gott in unserem Leben wirken kann, wenn wir ihm vertrauen. In jedem Cenacolo-Haus gibt es immer eine Vielzahl von großen und kleinen Aufgaben für jeden Einzelnen oder für Gruppen. Unsere Auswahl hilft vielleicht auch euch für eine fruchtbare Fastenzeit:
– Hinterfrage ich mich und mein Handeln?
– Tue ich Dinge mit dem Herzen oder nur, weil ich sie tun muss?
– Habe ich für Freunde und Familie ein offenes Ohr?
– Lese ich regelmäßig in der Bibel?
– Hat das Gebet einen festen Platz in meinem Alltag?
– Bin ich ein wahrer Freund?
– Schaue ich auf die anderen oder bin ich nur mit mir selbst beschäftigt?
– Bin ich ein fröhlicher Mensch?
– Bringe ich Freude rüber, auch wenn es mir schwerfällt?
– Bin ich zufrieden und dankbar dafür, was ich habe oder will ich mehr?
„Die Fastenzeit ist eine günstige Gelegenheit der Erneuerung, die uns hinführt zum Osterereignis des Todes und der Auferstehung Jesu Christi“, schreibt Papst Franziskus in seiner Botschaft zur Fastenzeit. Genau dazu lädt uns die Kirche ein: Umzukehren und das Herz ganz auf Jesus auszurichten – in der Gemeinschaft und im persönlichen Gebet. Die Fastenzeit lade zur Umkehr ein, damit die Wahrheit und Schönheit des Lebens nicht so sehr am Haben festgemacht werde, sondern am Aussäen des Guten und am Miteinander-Teilen.
Die Fastenbotschaft von Papst Franziskus lesen: https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2022-02/wortlaut-die-fastenbotschaft-2022-von-papst-franziskus.html.
Auch der Papst gibt uns Tipps, wie die Fastenzeit gelingen kann:
1. Lächeln, denn ein Christ soll immer fröhlich sein!
2. Danken, auch wenn man es nicht „muss“.
3. Den anderen daran erinnern, wie sehr man ihn liebt.
4. Menschen, die wir täglich sehen, mit Freude begrüßen.
5. Sich die Geschichte des anderen ohne Urteil, sondern mit Liebe anhören.
6. Einfach stehenbleiben und helfen: Sind wir aufmerksam für diejenigen, die uns brauchen.
7. Jemanden motivieren.
8. Die Erfolge und Qualitäten der anderen anerkennen.
9. Trennen wir uns von dem, was wir nicht brauchen, und geben es an Bedürftige weiter.
10. Jemandem helfen, damit er sich ausruhen kann.
11. Mit Liebe korrigieren und nicht aus Angst schweigen.
12. Feingefühl im Umgang mit den Menschen, die uns nahestehen.
13. Reinigen, was zu Hause schmutzig geworden ist.
14. Anderen helfen, Hindernisse zu überwinden.
15. Eltern besuchen oder mit ihnen telefonieren.
Ein aufbauender Impuls von unserer Mutter Elvira:
Ich wollte immer an die jungen Menschen glauben, und ich glaube an sie: Es stimmt nicht, dass sie faul sind, dass sie feige sind, dass sie gleichgültig sind. Das ist einfach nicht wahr! Im Gegenteil: Sie sind fähig zu kämpfen, zu teilen und Opfer zu bringen.
Sie haben von Anfang an begriffen, dass wir uns nicht für die Drogen, sondern vielmehr für ihr Leben interessierten, welches sie gemeinsam mit uns auf dem Weg der Wahrheit wieder aufbauen wollten.
Und sie haben darauf geantwortet!
Wir haben auf Gott vertraut, weil der Glaube uns lehrte, keine Angst zu haben, sondern Hoffnung, Zuversicht und Geduld zu üben und alles auf jenen Gott zu setzen, den ich im Herzen kannte.
Denn die Garantien, die Er mir gab, waren viel mehr als alle menschlichen Sicherheiten zusammen!
Zeugnisse unserer Jungs
Julian: Ich freue mich dieses Jahr besonders auf die Fastenzeit, weil ich die Aufgabe habe, diese im Haus vorzubereiten. Ich möchte dieses Jahr die Fastenzeit bewusst leben, mit allen Aufgaben, Anregungen zum Nachdenken und auch mit allen Schwierigkeiten und Verzichten. Dadurch will ich im Glauben wachsen und mich selber besser kennenlernen, um so gut vorbereitet Ostern feiern zu können.
Fabian: Für mich ist die Fastenzeit eine schöne Gelegenheit, meinen persönlichen Weg zu vertiefen. Ich kann mich mit der Frage konfrontieren, was für eine Person ich sein will und durch viele Aufgaben kann ich lernen, immer offener, fröhlicher und aufmerksamer zu werden. Da im Alltagstrubel diese Konfrontation mit mir selbst oft untergeht, bin ich froh, mich immer wieder in der Fastenzeit daran zu erinnern und wieder neu aufnehmen zu können.
Jeden Samstagvormittag bieten wir Vorgespräche für Menschen an, die in Not sind.
Wo? Im Raum der Stille im Wiener Hauptbahnhof, 2. Untergeschoss
Wann? Von 9 Uhr bis 12 Uhr
Ihr könnt uns auch in unserem Haus im Burgenland besuchen
(es gelten die aktuellen Corona-Regelungen)
Gemeinschaft Cenacolo, 7023 Zemendorf-Stöttera, Kleinfrauenhaid 18, Telefon: +43 2626 5963