
JUNGE MENSCHEN AUF DEM WEG
Ich heiße Mirko, bin 34 Jahre alt und lebe seit einigen Jahren in der Gemeinschaft Cenacolo.
Ich komme aus einer ganz normalen Familie mit guten Werten, die mich immer dazu ermutigt hat, das Gute im Leben zu suchen und zu tun. Ich bin in einem gesunden Umfeld aufgewachsen, aber etwa mit 14 Jahren begann ich, den Lebensstil, der mir vorgelebt wurde, nicht mehr zu schätzen. Ich fing an, nach einem „neuen Mirko“ zu suchen – in einer Welt, die eigentlich nicht zu mir gehörte. Ich schloss mich älteren „Freunden“ an, die mir eine Art von Unterhaltung und Lebensstil boten, die nicht zu meinem Alter passten, mich aber anzogen und mir ein besseres Gefühl gaben, im Vergleich zur täglichen „Routine“ eines einfachen Lebens.
Bald fing ich an zu rauchen, auf Partys zu gehen, zu trinken und mich in Kreisen zu bewegen, in denen die „Großen“ das Sagen hatten. Schließlich kam ich zum ersten Mal mit Drogen in Kontakt. Zwischen meinem 17. und 27. Lebensjahr drehte sich mein Leben um die Hölle der Drogen und um all die Folgen, die sie mit sich bringt: Falschheit, Traurigkeit, Wut, Angst… die immer mehr wurden und Chaos und Leere in mir erzeugten.
Als ich schon dachte, dass mir nichts und niemand mehr helfen könnte, offenbarte sich die Vorsehung Gottes, indem ich die Gemeinschaft Cenacolo kennenlernen konnte. Als ich zum ersten Mal einen Fuß ins Cenacolo setzte, merkte ich, dass die jungen Leute dort glücklich und frei waren und ein einfaches, geordnetes Leben führten. In ihren Augen sah ich ein Licht, eine Aufrichtigkeit und einen Frieden, den ich im Innersten meines Herzens schon seit Jahren suchte.
Ich hatte nie große Schwierigkeiten, mich in einer Gemeinschaft einzuleben. Ich habe sofort gespürt: Das ist der richtige Ort für mich. Auch wenn es im Laufe des Weges Kämpfe und Momente der Entmutigung gab, niemals habe ich daran gezweifelt, dass ich am richtigen Ort bin, um die Freude am Leben wiederzufinden.
Nach einigen Monaten wurde ich eingeladen, zur eucharistischen Anbetung in die Kapelle zu gehen. Ich nahm diese Einladung an – und diese täglichen Momente des persönlichen Gebets halfen mir, meine Lebensgeschichte in einem neuen Licht zu sehen. In dieser Kapelle habe ich viele Tränen vergossen und viel Schmerz an Jesus übergeben. Und von dort an begann ich, mich wieder lebendig zu fühlen.
Ich habe gelernt, mein Erlebtes ehrlich zu teilen, darüber zu sprechen, was ich innerlich durchmache, mich selbst in Wahrheit kennenzulernen, meine Grenzen und Schwächen zu erkennen, aber auch meine Gaben wieder zu entdecken und wertzuschätzen. Den „alten Mirko“ habe ich der Barmherzigkeit des Herrn überlassen und den „neuen Mirko“ umarmt, den ich Tag für Tag neu entdecke.
Der „alte Mensch“ taucht zwar manchmal wieder auf und zeigt mir meine Grenzen und alten Wunden,
um mir die Hoffnung zu nehmen, dass ich mich wirklich verändern kann. Aber auf diesem Weg habe ich gelernt, die Ärmel hochzukrempeln und jeden Tag neu zu beginnen, für mein Leben zu kämpfen und für das der Menschen um mich herum und denen ich begegne.
Seit einiger Zeit habe ich das große Geschenk, Gottes Werkzeug im „Herzen“ der Gemeinschaft in Saluzzo zu sein: Ich darf Ansprechpartner sein für Menschen, die noch in der Dunkelheit, Einsamkeit und Traurigkeit leben und um Hilfe bitten. Ich begegne vielen Familien in Leid, Situationen und schwierigen Geschichten und ich habe die Freude, zu sehen, wie Gott durch die Gemeinschaft wirkt, dank des großen Herzens von Mutter Elvira, die all das ins Leben gerufen hat.
Ich danke Mutter Elvira von ganzem Herzen, weil ich heute hier sein darf – ein lebendiger Teil dieser schönen Geschichte. Ich erkenne ein Stück von ihr in jedem Bruder und jeder Schwester, die mich umgeben. Und ich danke Gott, der mich in diese Gemeinschaft gerufen hat, wo ich Tag für Tag nicht nur das Leben, sondern vor allem den Glauben wiederfinde und lebe. Herr Jesus, schenke mir immer ein offenes Herz für deinen Willen.