IM RUHESTAND AKTIV FÜR ANDERE
Ich heiße Edeltraud, bin 73 Jahre alt und helfe seit circa einem Jahr den Burschen in Kleinfrauenhaid.
Um genau zu sagen, wann ich diese wunderbare Gemeinschaft Cenacolo zum ersten Mal kennengelernt habe – ich weiß es nicht mehr ganz genau. Jedenfalls war es unsere Pilgerleiterin, die im Zuge einer Wallfahrt nach Medjugorje in den frühen 1990er-Jahren diese Einrichtung mit uns besuchte und vorstellte.
Die verschiedensten, immer sehr traurigen und herzergreifenden Berichte der jungen Männer von ihrem bisherigen Lebensweg, der von diversen Süchten abhängig und geprägt war – ob Alkohol, Drogen, Spielsucht, nun auch Handysucht, Internet usw. – trafen mich mitten ins Herz. Nach dem Jugoslawienkrieg waren es auch junge Männer, die in einem Cenacolo-Haus Zuflucht fanden. Sie hatten in den Kriegswirren viele furchtbare Erlebnisse visuell und körperlich durchmachen müssen und waren aus diesem Grund traumatisiert. Um all dies zu vergessen, flüchteten sie in die Welt der Drogen und der Abhängigkeit.
Irgendwie fühlte ich mich mit diesen um Hilfe suchenden Burschen immer verbunden! Und dann kam der „Wink von oben“. Bereits in Pension befindlich – ich arbeitete im Landesdienst Niederösterreich – und suchend nach einer neuen Aufgabe, um geistig fit zu bleiben, mich auch karitativ nützlich einzubringen oder vielleicht doch noch etwas dazuzulernen, kam durch eine Bekannte plötzlich und unerwartet die Anfrage, ob ich nicht Lust hätte, im Cenacolo in Kleinfrauenhaid im Büro mithelfen zu wollen. Seit geraumer Zeit komme ich nun regelmäßig einmal in der Woche und helfe bei anfallenden Bürotätigkeiten mit, vor allem beim Aufbau des Archivs, Führung der Adressendatei etc. oder bei anderen dringenden Erledigungen.
Schon beim Ankommen vor dem Haus bzw. beim Betreten des Hauses wird man von den hilfsbereiten, jungen Männern mit freundlichem Gruß und Freude empfangen. Man merkt den bereits wiedererweckten und wiederentdeckten Lebensgeist der Burschen und man spürt nicht nur den Geist der Geborgenheit und gegenseitigen Wertschätzung, sondern auch den der gegenseitigen Hilfe, Unterstützung, des Trostes und Respekts. Die gemeinsam und abwechselnd zu verrichtenden Tätigkeiten in Haus, Garten, Werkstätte, Feld und Stall fördern den Zusammenhalt und schweißen zusammen. Hier erfährt man, was „draußen“ im alltäglichen Leben schon sehr selten geworden ist.
Vor allem das gemeinsame, innige Gebet und das bedingungslose Vertrauen – alles das wird hier zur „Medizin der Heilung“. Sr. Elvira, die Gründerin der Gemeinschaft Cenacolo, nannte das „Funken des Lichtes“.
Ich bete gerne für „meine“ Burschen, sie sind mir schon so lieb geworden, und ich weiß, dass sie auch für meine Familie und mich beten, dafür danke ich.