EDO
Mein Name ist Edo und ich bin dreiunddreißig Jahre alt. Ich wurde in Mainz, Deutschland, als Sohn kroatischer Eltern geboren und habe einen älteren Bruder und eine ältere Schwester. Zu Hause stritten sich meine Eltern oft, vor allem weil mein Vater trank und deshalb nie Ruhe im Haus herrschte. Meine Mutter vermittelte uns christliche Werte und drängte uns, in die Kirche zu gehen und zu beten. Ich war ein stiller und etwas schüchterner Junge und ich erinnere mich, wie sehr ich mich vor meinen Schulfreunden für meinen Vater schämte. Damals fing ich an, meine ersten Lügen zu erzählen.
Als ich zehn Jahre alt war, starb mein Vater. Das war sehr schwer für uns, aber ich spürte innerlich eine gewisse Kälte und Gleichgültigkeit, denn ich hatte nie eine wirkliche Beziehung zu ihm gehabt. Mein älterer Bruder fing an, viel Ärger zu machen, zunächst vor allem in der Schule. Dann bekam er Probleme auch mit der Polizei, bis meine Mutter nicht mehr weiterkonnte und ihn in ein Haus für Jugendliche mit Problemen schickte.
Die Drogen waren aber auch von mir nicht weit weg und so fing ich langsam mit meinen ersten Joints an. Schnell habe ich auch andere härtere Drogen ausprobiert. Ich fühlte mich traurig und leer, aber je mehr ich mich mit Drogen und Alkohol anfüllte, umso weniger konnte ich die Leere meines Lebens überwinden. Ich verstellte mich, wurde falsch und trug viele Masken, um meine Probleme zu verschleiern. So ging mein Leben jahrelang. Ich hatte eine Freundin, einen Job und besaß eine Menge materieller Dinge, aber ich war nie glücklich und zufrieden, sondern immer auf der Suche nach mehr.
Im Alter von fünfundzwanzig Jahren wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass ich süchtig war, als ich nach einer Partynacht in der Psychiatrie aufwachte. Auf der Hochzeit meines besten Freundes aus Kindertagen erlebte ich den Tiefpunkt meines Lebens: Ich verlor mich im Alkohol, wollte nicht mehr leben und schrie innerlich zu Gott, er möge mir helfen. Und der Herr hat meinen Schrei erhört: Die Familie meines Freundes machte mich mit der Gemeinschaft Cenacolo bekannt. Ich erinnere mich noch gut daran, als ich die Burschen in Medjugorje zum ersten Mal traf: Sie waren glücklich, hatten ein Lächeln im Gesicht und strahlende Augen!
Ich verstand nicht wirklich, was die Gemeinschaft war, aber innerlich spürte ich, dass dies der richtige Ort für mich war. Nach all den Jahren der Falschheit und des verpfuschten Lebens fühlte ich mich endlich zu Hause. Als ich eintrat, wartete der Bursche, der mir zu Beginn helfen sollte, mein ‘Schutzengel’, bereits am Tor auf mich. Dort begann mein Weg zum Licht. Das war am Anfang nicht leicht, aber die Brüder ermutigten mich, alle Schwierigkeiten zu überwinden. Sie lehrten mich, was es heißt, in schwierigen Zeiten die Zähne zusammenzubeißen und Problemen mit Zuversicht und Geduld zu begegnen. Sie brachten mir bei, nicht aufzugeben und in Zeiten der Not um Hilfe zu bitten. Niemals hatte ich das Gebet und den Glauben so erfahren, wie die Gemeinschaft es mich lehrte, in dieser Konkretheit des Lebens: Ich fand einen lebendigen Gott, der mir seine Hand entgegenstreckte.
Schließlich gab es einen speziellen Moment während einer Feier zum Geburtstag von Mutter Elvira, der mich besonders geprägt hat. Ich war etwa zehn Monate in der Gemeinschaft, und wir schauten uns die Online-Übertragung der Feier an, in der über die Vorsehung gesprochen wurde. Mutter Elvira erzählte aus ihrem Leben und sagte, dass sie ihre Vergangenheit als eine große Vorsehung für ihr Leben ansieht und wie wichtig es ist, die eigene Vergangenheit anzunehmen und sich mit seiner Geschichte zu versöhnen. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich nur dann glücklich und zufrieden mit meinem Leben sein kann, wenn ich vor Jesus niederknie, ihn um Vergebung für meine Vergangenheit bitte und um die Kraft bitte, mich vor allem mit mir selbst zu versöhnen. Heute bin ich mit mir versöhnt!
Nach meiner Zeit in Italien wurde ich in das Haus in Österreich versetzt. Dort konnte ich meine Familie zum ersten Mal wieder treffen, nachdem ich sie lange Zeit nicht gesehen hatte. Das war ein starker Moment, mit Tränen und viel Freude, und er gab mir Kraft für meinen weiteren Weg. Dank der Gemeinschaft habe ich das Geschenk des Glaubens als echte Begegnung mit Gott im Gebet und in den Sakramenten wiederentdeckt, und ich habe gelernt, die Gegenwart zu leben, indem ich mein Herz in das lege, was ich tue und erlebe. Ich bin heute dankbar für das Geschenk meines Lebens und erlebe die Freude, es zu verschenken. Ich möchte in besonderer Weise Bruder Georg für seine Hilfe hier im Haus Österreich danken, weil er uns jeden Tag das Feuer eines neuen Lebens vermittelt. Ich danke meiner Familie, weil sie mir immer beigestanden ist, und Gott für das Geschenk dieses Weges zum Licht. Ich war tot und bin heute auferstanden!