
DREI WOCHEN EWIGKEIT – EINE ERFAHRUNG DIE BLEIBT
Diesen Sommer hatte ich die Möglichkeit, drei Wochen in der Gemeinschaft Cenacolo in Kleinfrauenhaid zu verbringen – gemeinsam mit meinem Bruder, der dort bereits seit über zweieinhalb Jahren lebt.
Ehrlich gesagt war ich vor der Abreise nicht ganz überzeugt von dieser Entscheidung. Sie machte mir in vielerlei Hinsicht Angst: das Zusammenleben mit über dreißig fremden Menschen, die ungewohnte Umgebung – all das war mir neu und fremd. Doch schon zu Beginn versuchte ich, eines der wichtigsten Prinzipien der Gemeinschaft und besonders von Mutter Elvira zu leben: „alles anzunehmen.“
Und so, wie ich mich darauf eingelassen habe, wurde auch ich angenommen: Die Jungs in der Gemeinschaft hießen mich vom ersten Moment an herzlich willkommen, und ich fühlte mich sofort wohl.
Dank der Wärme und Offenheit, die ich im ganzen Haus erfahren durfte, konnte ich mich in kurzer Zeit einleben – und mich trotz meiner Schüchternheit öffnen.
Eines der größten Geschenke dieser Erfahrung war die Zeit mit meinem Bruder Elia. Für mich war er hier wie ein Schutzengel. Ich denke mit Freude an die tiefen, persönlichen Gespräche, die wir führen konnten, und an all die bedeutungsvollen Momente voller Freude – Augenblicke, die uns beiden lange gefehlt hatten.
In allem, was er tat, habe ich einen neuen Menschen gesehen – mit einem frischen Licht in den Augen. Der leere Blick und das seltene Lächeln, die ihn früher begleiteten, waren verschwunden. Ich erkannte, dass er sich wirklich verändert hatte. Es war, als hätte ich den Bruder von früher zurückbekommen – den wunderbaren Menschen, den ich so vermisst hatte.
Auch die Begegnungen, Gespräche und neuen Freundschaften mit den anderen Jungs haben mich tief berührt. Ich durfte echte, tiefgehende Verbindungen knüpfen. Dabei habe ich gesehen, wie sehr Gebet und Glaube im Herzen dieser jungen Männer verankert sind – und auch in meinem eigenen Herzen durfte das wieder lebendig werden.
Ich habe neu entdeckt, wie wichtig es ist, dankbar zu sein für all das Schöne, das uns umgibt – für Dinge, die wir im Alltag oft übersehen.
Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich in der Kapelle der Gemeinschaft Cenacolo in Kleinfrauenhaid, an meinen letzten Tagen hier, und lasse all das Erlebte noch einmal Revue passieren. Ich kann kaum fassen, wie sehr ich mich innerlich verändert habe, wie viel ich in so kurzer Zeit erleben durfte und wie viele kleine Wunder mir Tag für Tag begegnet sind.
Dafür möchte ich meinem großen Bruder danken – für diese kostbaren Tage, die wir endlich wieder gemeinsam verbringen konnten.
Danke an das ganze Haus und all die Jungs, die mich so offen und herzlich aufgenommen haben.
Und vor allem danke ich Mutter Elvira und Gott für das große Geschenk dieser Gemeinschaft.
Danke, danke, danke!
Zeugnis von Elia (24 Jahre):
Derzeit erlebe ich unglaublich viel – angefangen bei der Reise nach Medjugorje, über das Fest des Lebens bis hin zum Wiedersehen mit meiner Familie… eine Zeit voller Gnade!
Als ob das nicht schon genug wäre, hat mir mein Bruder Joseph eine riesige Freude bereitet: Er wollte mit seinem großen Bruder nach Österreich kommen, um hier in der Gemeinschaft eine Erfahrung zu machen. Und nicht nur für ein paar Tage – sondern gleich für drei Wochen. Eine richtig lange Zeit.
In den ersten Tagen war ich innerlich etwas unruhig. Es war gerade viel los in der Gemeinschaft: neue Brüder kamen an, die Arbeiten mussten neu organisiert werden, der Alltag kehrte zurück, neue Aufgaben warteten. Aber schon nach ein, zwei Tagen spürte ich durch Josephs Anwesenheit eine große innere Ruhe. Ich fühlte mich frei und gestärkt. Es war, als hätte es die zweieinhalb Jahre der Trennung zwischen uns nie gegeben – so vertraut war unsere Beziehung sofort wieder.
Ich bin wirklich gesegnet mit einem sehr schönen Verhältnis zu meinen drei Schwestern und meinem Bruder. Wir hatten nie viele Freunde außerhalb der Familie – wir waren immer eng miteinander verbunden und verbrachten viel Zeit zusammen, auch als wir älter wurden. Ich erinnere mich gut daran, wie schwer mir in den ersten Wochen meiner Zeit in der Gemeinschaft die Trennung von meiner Familie gefallen ist.
Heute sehe ich, wie sehr mein Bruder in den letzten Jahren gewachsen ist. Sein Charakter ist reifer geworden. Ich hatte eigentlich erwartet, dass es ihm schwerfallen würde, sich zu öffnen – aber im Gegenteil: Im Miteinander, bei den Aktivitäten, war er offen, lebendig und entspannt. Ganz anders, als ich es damals zu Beginn war. Ich habe sogar gesehen, dass er schon eine gewisse Sichtweise und Reife mitbringt – Dinge, die man sonst erst hier im Cenacolo lernt.
Zum Beispiel hat er mir spontan angeboten, meine schmutzige Wäsche wegzubringen oder mir beim Waschen zu helfen – ganz ohne, dass ich etwas sagen musste. Seine Anwesenheit hier hat mir auf eine unbeschreibliche Weise das Gefühl gegeben, zu Hause zu sein. Ich spürte tief in meinem Herzen diese besondere Verbindung, die man mit keinem noch so guten Freund haben kann – etwas, das nur unter Geschwistern möglich ist.
Gleichzeitig sind viele Erinnerungen in mir hochgekommen – vor allem Momente, in denen ich in der Familie nicht da war, nicht geliebt habe. Ich war erschrocken, als ich daran dachte, was ich in der Vergangenheit alles getan habe – trotz einer so liebevollen Familie.
Meine Eltern und Geschwister haben mich immer geliebt. Wie konnte ich das damals nicht sehen? Wie konnte ich mich so verlieren, obwohl ich so ein starkes Fundament hatte? Ich muss zugeben, dass mir bei diesen Gedanken ein paar Tränen kamen.
Aber heute bin ich hier. Und dank diesem Ort sind meine Augen wieder aufgegangen.
Ich sehe jetzt, welch großes und unermessliches Geschenk Gott mir gemacht hat, indem er mich in so eine Familie hineingeboren hat. Ich habe auch gespürt, dass Joseph mich mit einem neuen, liebevollen Blick anschaut.
In diesen Wochen wollte ich – trotz all meiner Schwächen und Grenzen – sein großer Bruder sein. So, wie Gott es sich gedacht hat. Etwas, das ich früher oft nicht war.
Zum Schluss möchte ich sagen, dass ich stolz bin, Joseph als meinen Bruder zu haben.
Er hat gelernt – und lernt immer noch – über meine Fehler hinwegzusehen. Er ist intelligent, mit einem ganz eigenen, einzigartigen Humor…
Gott hat mir ein riesiges Geschenk gemacht, ihn in meinem Leben zu haben.