BERNO
Ciao ich heiße Berno, bin 24 Jahre alt und komme aus Deutschland und möchte euch von meinem Weg von der Dunkelheit ins Licht erzählen.
Ich bin in einer christlichen Familie aufgewachsen und meine Eltern waren immer sehr bemüht den Glauben zu übermitteln. In der Schule fühlte ich mich immer als Außenseiter und mit der Zeit begann ich mich immer mehr zu isolieren und in fiktive Welten zu flüchten. Am Anfang in Bücher später zunehmend in Videospiele. Mit 17 Jahren kam ich in die Psychiatrie, weil meine Eltern sich nicht anders zu Helfen wussten. Ich versuchte dort eine Erklärung für mein „Mich- Anders-Fühlen“ zu finden. Als ich nach einiger Zeit ins betreute Wohnen kam, isolierte ich mich noch mehr bis ich mich praktisch nicht mehr aus dem Haus bewegte. In dieser Zeit drängte sich mir immer mehr die Frage auf, ob ich wirklich den Rest meines Lebens so verbringen möchte.
Da ich zu dem Schluss kam, dass ich letzten Endes nicht viel zu verlieren hatte, fing ich an mich Schritt für Schritt meinen Problemen zu stellen. Ich merkte jedoch schnell, dass mir etwas fehlte, was mir einen Sinn gab. Meine Eltern schlugen mir die Gemeinschaft Cenacolo vor. Bei den Vorgesprächen wurde mir klar gesagt, dass der Weg nicht einfach wird und mir einiges abverlangen würde. Es war am Ende diese Ehrlichkeit, die mich davon überzeugt hat einzutreten. Rückblickend kann ich sagen, dass ich diesen Weg aus eigener Kraft niemals hätte beschreiten können.
Ich durfte immer wieder erfahren, dass es Gott gibt und dass er für uns sorgt und zwar auf ganz verschiedene Arten und Weisen. In vielen Momenten kann ich ihn in der Geduld und Barmherzigkeit erfahren, die mir gerade in den schwierigen Momenten zuteilwird, wenn es nicht einfach ist. Aber auch in den Momenten, wenn sich jemand die Mühe macht mich zu korrigieren. Gerade diese Momente haben mich verstehen lassen, dass Freundschaft mehr ist als sich gut mit jemanden zu verstehen oder die gleichen Interessen zu haben, sondern auch für den anderen zu kämpfen, ihn gern zu haben auch mit seinen Schwächen und Fehlern.
Ein weiterer Punkt wo ich Gottes Wirken erfahren durfte, ist die Familie. Vor meinem Eintritt war das Verhältnis zu meiner Familie angespannt und meist nur sehr oberflächlich vorhanden. Inzwischen kann ich sagen, dass wir ein gutes Verhältnis haben, auch wenn es nicht einfach war ein ehrliches Verhältnis wiederaufzubauen. Was mir auch geholfen diese Beziehung zu erneuern war als meine Mutter eine Woche bei uns mitgelebt hat. Es war für mich eine sehr intensive Zeit um einander wieder neu kennen zu lernen, aber auch um einfach eine schöne Zeit miteinander zu verbringen. Ein weiterer Punkt wo ich Gott erfahren durfte ist das Gebet. Wenn ich mich im Vertrauen mit meinen Problemen an Gott wende, darf ich oft die Erfahrung machen, dass er mir hilft und in den schwierigen Zeiten beisteht.
Ich möchte von ganzem Herzen danken für all das was Gott mir durch die Gemeinschaft gegeben hat.
Berno
MARITA
Hallo, mein Name ist Marita, ich komme aus Deutschland aus der Nähe von Aachen und bin die Mama von Berno, der bald seit 3 Jahren in der Gemeinschaft ist.
Beim letzten Treffen der deutschen Cenacolofamilien erzählte Georg in seinen Katechesen sehr lebendig und auch berührend von Mutter Elvira und dem Alltag der Jungs . Dadurch und durch viele gute Gesprächen mit alten und neuen Cenacoloeltern, kam in mir der Wunsch auf, die Gemeinschaft noch besser kennenzulernen. Und so saß ich dann am Pfingstsamstag im Zug Richtung Österreich und war sehr gespannt, aber ehrlich gesagt auch etwas unsicher, was da jetzt auf mich zukommen würde. ..eine Woche mit 30 Jungs und ohne jegliche Italienischkenntnisse…
Meine Bedenken erwiesen sich allerdings als völlig unbegründet, ich wurde mit einer großen Herzlichkeit empfangen und Berno übersetzte mir alles, was ich nicht verstand. In der kommenden Woche durfte ich nun den Alltag mit den Jungs teilen, mit ihnen beten, arbeiten und viele schöne Gespräche führen. Ich habe es sehr genossen, immer mal wieder Zeit mit Berno verbringen zu können. Ehrliche Gespräche über die Vergangenheit, aber auch über die Zukunft haben unserer Mutter-Sohn Beziehung richtig gut getan. An Pfingstsonntag durfte Georg sein 25 jähriges Cenacolojubiläum feiern und es war für mich berührend zu sehen, was die Jungs sich alles überlegt hatten, um ihm eine Freude zu machen und ihm auch so ihre Dankbarkeit zu zeigen für all seinen Einsatz für seine Jungs.
Dankbarkeit ist auch das, was ich fühle, wenn ich an meine Zeit im Cenacolo zurückdenke. Ich durfte von den Jungs viel lernen, zum Beispiel wirklich präsent zu sein, bei meiner Arbeit oder auch den Menschen gegenüber, die gerade bei mir sind. Kein Handy, keine Medien, keine Ablenkung, einfach leben im Hier und Jetzt.
Aber vor allem durfte ich so viele tolle Jungs kennenlernen, die jeden Tag für ihre Familien beten, die versuchen ihre Arbeit, egal was es ist, gut und nicht nur mittelmäßig zu machen, die sich ihrer Vergangenheit bewusst sind und bereit sind an sich zu arbeiten, um so mit Hilfe von den anderen Jungs und einem wachsenden Gottvertrauen Schritt für Schritt ihren Weg von der Dunkelheit ins Licht zu gehen. Das Leben im Cenacolo ist für die Jungs nicht immer ein Ponyhof, sondern manchmal eine harte, aber wunderbare Lebensschule, wo die Jungs Heilung erfahren und immer mehr all die tollen Gaben und Fähigkeiten, die Gott in sie hineingelegt hat, auspacken und in einem Geschützen Umfeld entfalten dürfen.
Danke Mutter Elvira, dass Du durch Dein Ja zu Gottes Plan all das für unsere Jungs möglich gemacht hast!