16.) Säen wir die Hoffnung
Die Gemeinschaft möchte ein Zeichen der Hoffnung sein – in der Welt, in den Familien, im Herzen des Menschen. Seit vielen Jahren lebe ich nun schon an der Seite von verlorenen und ausgegrenzten, orientierungslosen und drogenabhängigen Jugendlichen. Durch sie ist meine Hoffnung realer, konkreter und lebendiger geworden – sie ist mir in Fleisch und Blut übergegangen. Wir alle tragen in uns den Keim der Hoffnung: Wir hoffen auf eine bessere Zukunft, auf Heilung und Gesundheit, auf Frieden und Freude…
Wir machen die Erfahrung, dass die wirkliche Hoffnung nicht nur Etwas ist, sondern Jemand: Jeder von uns ist eine lebendige Hoffnung für den anderen, jeder ist gerufen, ein „Baumeister der Hoffnung zu sein“. Gott, der Vater, ist zu uns gekommen, um uns in Seinem Sohn Sein Angesicht zu zeigen: In Jesus, der vor zweitausend Jahren in Betlehem geboren wurde, der für uns gestorben und auferstanden ist, schlägt unsere Hoffnung tiefe Wurzeln; Er sagt uns, dass der Tod nicht mehr das letzte Wort hat. Er ist die Hoffnung, die wir verkündigen und allen zurufen sollen. Die größte Krankheit unserer Zeit besteht in der Traurigkeit, in der Gleichgültigkeit und Einsamkeit.
Wie das trockene Land sich nach Wasser sehnt, so wartet die Welt auf Menschen, die die Hoffnung verkünden. Dazu hat Gott uns in Seiner großen Güte berufen; Er hat uns die Kraft gegeben, Ihm zu folgen, und in unsere Herzen hat Er den Wunsch gelegt, die verwundete Menschheit zu umarmen. Die lebendige Hoffnung, die in uns ist, muss zur Liebe werden – in unserem Tun, in unserer Lebenshaltung und in unserem Umgang mit den Menschen. Jesus fordert uns auf, unser ganzes Leben hinzugeben, nicht nur etwas von uns oder einige Stunden unserer Arbeit, sondern uns selbst. Wenn wir das Leben nicht hingeben, es nicht für die anderen einsetzen, wird es uns zwischen den Fingern zerrinnen. Wir wollen diese lebendige, aktive Kirche sein, die den Menschen liebt. Um Christus in den Gliedern Seines Leibes, in den Armen zu dienen, müssen wir in Gott verliebt, „verrückt nach Ihm“ sein.
Unsere Kraft kommt aus diesem „Feeling“, das wir für Gott empfinden und das der Liebe zu den anderen Menschen – zum Ehemann, zur Frau, zu den Kindern, zur Familie – vorausgeht. Sie alle sind ein Geschenk Gottes, das umso wertvoller wird, je mehr wir mit Herz und Verstand auf Seinen Ruf antworten. In welcher Gestalt er sich auch zeigt, im Armen ist immer der gekreuzigte Jesus gegenwärtig – mit offenen Wunden und mit dem Blut, das auf die Menschheit tropft: Dort, in diesem Kranken oder in diesem Verzweifelten, ist Er. Darum bist du berufen, eine lebendige Hoffnung für ihn zu sein, indem du ihn aufnimmst und ihm zulächelst. Setz deinen Glauben in Bewegung, damit sich die Liebe in dieser Welt ausbreitet.
Der Arme braucht dein Vertrauen, deinen Glauben: Wenn er spürt, dass du an ihn glaubst und auf ihn hoffst, dann kann auch er wieder beginnen zu glauben, zu lieben und zu hoffen. Die Armen sind die konkrete Bewährungsprobe unseres Glaubens und unserer Nächstenliebe. Wir haben deswegen die Türen für die Jugendlichen öffnen können, weil wir zuvor unser Herz für Gott geöffnet haben. Der Vater beruft uns, daran mitzuarbeiten, dass diese Hoffnung wächst und der auferstandene Jesus immer mehr gegenwärtig ist inmitten der verletzten Menschheit, die sich nach dem Licht sehnt. Möge Jesus uns schenken, dass wir Seine Augen, Sein Angesicht und Sein Herz in den Menschen betrachten, denen wir täglich auf unserem Weg begegnen. Er schenke uns ein Herz, das arm und frei ist, gutmütig und einfach wie das Seine, damit alle Menschen Ihm in uns begegnen und Seinen Glanz erkennen können.
Mutter Elvira