SIMON
Ich bin von Gott geliebt! Das ist die Wahrheit, die ich jeden Tag in der Gemeinschaft erlebe.
Mein Name ist Simon, ich bin vierundzwanzig Jahre alt und komme aus Österreich. Ich bin in einer christlichen Familie aufgewachsen, in der das Gebet zur täglichen Routine gehörte. Ich verbrachte eine friedliche Kindheit, an die ich viele gute Erinnerungen habe. Als ich acht Jahre alt war starb mein Vater kurz nach Weihnachten an einem Gehirntumor. Das war eine sehr schwierige Zeit für meine ganze Familie. Obwohl ich Zeit hatte, mich auf seinen Tod “vorzubereiten”, war es dennoch ein schwerer Schlag für mich: Ich konnte nicht weinen und meine Gefühle nicht zeigen; ich konnte nicht einmal über seinen Tod sprechen, weil ich diesen Schmerz nicht akzeptieren wollte, ich hatte Angst, mich ihm zu stellen, und als ich erwachsen wurde, habe ich diese Verletzung in mir nie überwunden.
Ich erinnere mich sehr gut daran, dass meine Mutter trotz dieser familiären Schwierigkeiten nie ihren Glauben verloren hat: Selbst in den dunkelsten Momenten war sie Jesus nahe. Ihr lebendiger Glaube hat auch mir entscheidend geholfen, mich im Laufe der Zeit mehr und mehr auf das christliche Leben einzulassen. In dieser Zeit lernten wir den Verein ‘Kisi’ kennen, eine katholische Bewegung für Kinder, Jugendliche und Familien. Bei ihnen habe ich meine ersten richtigen Freunde gefunden, aber vor allem habe ich einen lebendigen, echten und konkreten Glauben erlebt.
Ich habe zum ersten Mal erfahren, dass Gott für mich Vater ist und dass er mich so liebt, wie ich bin. Im Laufe der Zeit wurde ich immer mehr Teil dieser Bewegung. In der Schule, in der Familie und bei Freunden konnte ich jedoch nicht ich selbst sein und war voller “Masken”. Ich versuchte immer, es anderen recht zu machen, aus Angst, nicht akzeptiert zu werden, und vergaß so allmählich wer ich eigentlich war. Als ich die Schule beendete, dachte ich, ich hätte einige dieser “Probleme” gelöst, aber ich merkte bald, dass dies nicht der Fall war. Zu dieser Zeit schlugen mir einige Freunde vor, eine Erfahrung in der Gemeinschaft Cenacolo zu machen, um eine Auszeit zu nehmen, bevor ich in die Arbeitswelt eintrete.
Ich war bereits mit dieser Realität vertraut, da ich einige Zeugnisse in der Bruderschaft in Österreich und in Medjugorje gehört hatte, aber ich hatte nie daran gedacht, eine Erfahrung zu machen oder gar in Cenacolo einzutreten. Ich stimmte zu, eine Zeit in Saluzzo zu verbringen: während dieses Monats verstand ich sehr wenig über das Gemeinschaftsleben, aber ich erinnere mich deutlich, dass ich eine wirklich gute Zeit hatte. Am Ende hatte ich bereits meine Ideen und Projekte im Kopf, und so begann ich zu arbeiten.
Von außen betrachtet schien mein Leben ruhig zu sein: Ich hatte einen Job, den ich mochte, einige gute Freundschaften, ich verbrachte meine Freizeit mit der Kindervereinigung, aber innerlich war ich nicht glücklich; es fehlte etwas. Ich war schon immer ein ruhiger und schüchterner Junge gewesen, aber wenn ich mich nicht wohlfühlte, verschloss ich mich noch mehr. Ich ging mit einigen Freunden zum Fest des Lebens 2019 in Italien: Ich fühlte mich endlich in Frieden und am richtigen Ort. Auf der Rückreise öffnete ich mich und teilte meinen Wunsch, in die Gemeinschaft zurückzukehren. Endlich, nach langer Zeit, weinte ich und fühlte mich vielleicht zum ersten Mal frei. Als ich in Österreich in die Gemeinschaft eintrat, fühlte ich mich sofort wie zu Hause, auch dank des Jungen, der als mein ‘Schutzengel’ fungierte: Es gab mir Sicherheit zu wissen, dass ich immer jemanden in meiner Nähe hatte, mit dem ich reden und mich öffnen konnte.
Dieses “Familiengefühl” hat mich dazu gebracht, Vertrauen zu fassen und die falsche Mentalität zu überwinden, immer stark sein zu müssen und alles allein machen zu können, um nicht als verletzlich zu gelten und nicht um Hilfe bitten zu müssen. Am Anfang war es schwierig, die ersten Schritte zu machen, über mich selbst zu sprechen, eine schlimme Situation mit einem Bruder zu klären, meine Eifersucht zuzugeben: All diese Einschränkungen zu überwinden, hat mir gut getan und mir ein neues Gefühl von Freiheit gegeben. Bis heute sind diese Kämpfe immer noch eine Überwindung für mich, aber ich erkenne, dass sie mir helfen, ein reiferer Mensch zu werden. Nach ein paar Monaten wurde ich nach Rom versetzt. In diesem Haus begann ich wirklich zu erkennen, wer ich bin. Ich entdeckte viele Seiten an mir, denen ich mich nie gestellt habe, sondern vor denen ich immer weggelaufen bin: den Perfektionismus, das geringe Vertrauen gegenüber meinen Mitmenschen, die Verschlossenheit, die Schüchternheit, die fehlende Selbstakzeptanz, der Stolz, der mich oft daran hindert, um Hilfe zu bitten.
Mit der Zeit, dem Gebet und der Hilfe meiner Brüder habe ich verstanden, dass es nicht wichtig ist, was andere von mir denken, sondern dass es wichtig ist, ich selbst zu sein, weil Gott mich wie einen Vater liebt und ich in seinen Augen wertvoll und einzigartig bin. Ich bin nicht perfekt, ich mache jeden Tag Fehler, aber ich habe gelernt, wieder aufzustehen, mich zu entschuldigen,“ mein Gesicht zu verlieren” und die Wahrheit zu sagen. Heute empfinde ich mein Leben endlich als ein Geschenk.
Danke, Herr Jesus, für die Freude am Leben, die du mich jeden Tag erleben lässt.