EBBO
Mein Name ist Ebbo, ich bin 38 Jahre alt und war vier Jahre in der Gemeinschaft Cenacolo. 2016 wurde ich in der Diözese Münster zum Priester geweiht.
Ich stamme aus einer Familie, in der es immer wieder Streit gab, weil mein Vater Alkoholprobleme hatte. Mit dem Glauben hatte er nicht viel zu tun, wohingegen meine Mutter versuchte, den christlichen Glauben nicht nur zu leben, sondern auch an meine vier Schwestern und mich weiterzugeben.
Immer wieder floh ich in eine Traumwelt
In meiner Kindheit fühlte ich mich oft allein und glaubte niemanden zu haben, mit dem ich über meine Schwierigkeiten sprechen konnte. Immer wieder floh ich in eine Traumwelt. Schließlich fühlte ich mich in Illusionen und Traurigkeit gefangen. Auch das christliche Leben schien mir mehr und mehr eine Last zu sein, und ich verlor die persönliche Beziehung zu Gott, die ich als Kind gehabt hatte. Obwohl ich sonntags zur Messe ging, fühlte ich mich in meinem Herzen immer weiter weg von Gott.
Als ich zwölf Jahre alt war, erkrankte mein Vater an Krebs. Während seiner Krankheit begann er sich zu verändern: Er hörte auf zu trinken, versöhnte sich mit seiner Familie und schließlich auch mit Jesus und der Kirche. Vor seinem Tod sagte er meiner Mutter an, dass sein letztes Lebensjahr, trotz seiner Krankheit, sein bestes gewesen sei. Obwohl ich seine Veränderung sah, blieb ich innerlich verschlossen. Mit sechzehn Jahren lernte ich die christliche Gemeinschaft „Totus Tuus” kennen und sah zum ersten Mal junge Menschen, die ihren Glauben mit Freude lebten.
Es überkam mich eine unglaubliche Freude, die ich kaum bändigen konnte
So entschied ich mich, an einer Jugendwallfahrt der Gemeinschaft nach Medjugorje teilzunehmen. Auf der Fahrt begann ich langsam, im Gebet mein Herz für Jesus und seine Stimme zu öffnen. Das erste Mal seit Jahren legte ich eine ehrliche Beichte ab. In diesem Moment habe ich erfahren wie sehr Gott mich liebt: Es überkam mich eine unglaubliche Freude, die ich kaum bändigen konnte. Auf der Fahrt lernte ich auch die Gemeinschaft Cenacolo kennen, als ich mit der Pilgergruppe das Haus der Gemeinschaft in Medjugorje besuchte und die Lebenszeugnisse einiger Jungs hörte.
In den Monaten nach der Fahrt fragte ich mich, was ich mit meinem Leben anfangen wollte. Auch wenn ich mich für etwas Künstlerisches interessierte, wusste ich, dass nur ein Leben mit Gott mein Herz erfüllen konnte. Also begann ich mit zwei Freunden, Theologie zu studieren. Das Studium gefiel mir sehr gut, aber ich fühlte mich nicht bereit, konkrete Schritte in Richtung Priestertum zu unternehmen. Ich war immer noch durch viele Ängste blockiert, die mich daran hinderten, mich in meinen Beziehungen zu anderen frei zu fühlen.
Das Gemeinschaftsleben hat mich sehr bereichert
Dann trat eine Bekannte von mir in die Gemeinschaft Cenacolo ein. Als ich sah, wie sie sich schon in kurzer Zeit zum Positiven veränderte, wurde ich darin bestärkt, auch selbst hier Hilfe zu suchen. So bin ich nach Abschluss meines Studiums in Österreich in die Gemeinschaft eingetreten. Ich begegnete einer Realität, die mir half, mich selbst besser kennenzulernen. Das Gemeinschaftsleben hat mich sehr bereichert: die Freundschaft, der Austausch, die Arbeit, der monatliche Lebensrückblick mit den anderen, der Rhythmus des Lebens, aber auch die Begegnungen mit den Jungs aus anderen Häusern, die Feste und die Exerzitien sind Dinge, die mich geprägt haben. Ein ganz besonderer Moment für mich war ein Gespräch mit Mutter Elvira. Sie sprach mit mütterlicher Zärtlichkeit zu mir und ermutigte mich. Ich erkannte, dass Jesus mir in diesem Augenblick durch diese Ordensschwester seine Liebe schenkte. Dieser Moment hat mir große Kraft für meinen Weg gegeben.
Ich sehe wie wichtig es ist, meine Schwierigkeiten mit Freunden zu teilen
Wenn ich an die Zeit zurückdenke, die ich in der Gemeinschaft verbracht habe, sehe ich, dass sie für mich ein großes Geschenk und eine echte „Schule des Lebens” war. Heute weiß ich, wie sehr ich das persönliche Gebet am frühen Morgen brauche; ich sehe wie wichtig es ist, meine Schwierigkeiten mit Freunden zu teilen, und ich weiß, dass das Glück nicht in den materiellen Dingen zu finden ist, sondern darin, für andere da zu sein und meine Arbeit gut zu machen. Die Jahre in der Gemeinschaft sind schnell vergangen, und ich bin sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich machen durfte. All das hat mich auf das missionarische Leben hier in der Pfarrei vorbereitet.
Ich hoffe, dass die Gottesmutter uns eines Tages auch ein Cenacolo-Haus in Deutschland schenkt, damit viele junge Menschen die Schönheit des Lebens wiederentdecken können. Ich bin glücklich, weiterhin Teil dieser großen Familie zu sein, die mich immer mit Freude empfängt und für mich betet.
Danke, Mutter Elvira, für dein „Ja”! Danke, liebe Brüder und Schwestern der Gemeinschaft, für alles Gute, das ihr bewirkt! Danke, Jesus, für Dein Wirken in dieser Welt und in meinem Leben!