“DANKT DEM VATER IN FREUDE!” (KOL 1,12)
Diese Worte aus dem Kolosserbrief (1,12), die uns die Kirche am 7. September dieses Jahres schenkt, sind eine Einladung zum Danken. Hier möchte ich auch dem Vater im Himmel für die zwanzig Jahre danken, seit es ein Haus der Gemeinschaft Cenacolo in Kleinfrauenhaid gibt.
So wie Maria, die “Mutter der guten Hoffnung” durch das Gebet und Flehen von Menschen vor vielen Jahren[1] bewegt wurde, zwei verfeindeten Brüdern, Konrad und Emmerich, die sich auf halben Weg zwischen Forchtenstein und Eisenstadt, eben in Kleinfrauenhaid, duellieren wollten, zu helfen, dass sie einander die Hand zur Versöhnung reichen und mit neuer Hoffnung und Elan an der Stelle des geplanten Duells eine Kapelle zu Ehren des Hl. Geistes erbauen, so ist auch diese Gemeinschaft Cenacolo ein Ort der Hoffnung für andere geworden, die in der Dunkelheit waren und keinen Sinn in ihrem Leben fanden.
Schwester Elvira, die die Burschen heute Mutter Elvira nennen, sagte bei der Eröffnung des Hauses am 7. September 1997 in Kleinfrauenhaid: “Seit 2000 Jahren lädt Jesus uns ein, zu beten. Eure Anwesenheit heute ist der Sieg des Gebetes. Das Gebet war die gewinnende Karte für diese Situation, es ist die Lösung für jedes Problem.”
Es sind ganz ähnliche Worte, die uns auch Schwester Lucia von Fatima sagt: “Die heiligste Jungfrau verlieh dem Rosenkranzgebet eine solche Wirksamkeit, dass es kein Problem gibt, so schwierig es sein mag, das wir nicht durch das Beten des heiligen Rosenkranzes lösen könnten.”
Als die ersten Burschen 1997 nach Kleinfrauenhaid kamen, zog es mich als damaliger Pfarrer von Kleinfrauenhaid morgens um 6 Uhr zu ihnen. Ich betete mit ihnen den Rosenkranz, entweder in der Kapelle vor der schönen Ikone der “Gottesmutter vom Zeichen” oder beim Spazieren, wobei das Spazieren eher ein Eilen war. Die zu Elisabeth “eilende” Maria ist den Jungs wohl dabei Vorbild: Die Zeit drängt, es gilt, keine Zeit zu verlieren. So wie mein Leben bisher einem Verschwenden der Zeit gleichkam, so muss mein neues Leben bestmöglich genützt werden. Es gilt Hand anzulegen, so wie Simon Petrus die Ärmel neu aufgekrempelt hat und auf das Wort des Herrn “Fahr hinaus, wo es tief ist!” es wieder versucht hat; und interessanterweise ist dies auch das Evangelium vom 7. September 2017: “Fahr hinaus, wo es tief ist.”
Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass die Gemeinschaft Cenacolo nach Kleinfrauenhaid gekommen ist? Ich selber hatte bei einem Besuch 1994 in Medjugorje das Zeugnis von drei Burschen der Gemeinschaft bei einem Jugendfest gehört. Dann hab ich mitbekommen, dass geplant ist, in Baumgarten beim sogenannten “Öden Kloster”[2] auch eine Niederlassung zu gründen. Dr. Christian Stelzer aus Oberwart, der wie Pfarrer Josef Hirschl und viele andere in Medjugorje die Gemeinschaft Cenacolo kennengelernt hatte[3], war es ein großes Anliegen, die Gemeinschaft Cenacolo auch ins Burgenland zu bekommen. So leitete er dazu gemeinsam mit Pfarrer Hirschl (damals Siegendorf) und Baumeister Karl Schiller (Baumgarten) die nötigen Schritte in die Wege. Als das Ganze schon sehr konkret geworden war, ist es aber plötzlich zu Opposition gekommen und die Sache platzte. Pfarrer Hirschl hatte mir dies in einem Telefonat mitgeteilt und ich sagte spontan, ohne zu glauben, dass dies möglich sein würde: “Kommt doch zu mir nach Kleinfrauenhaid, wir haben ohnedies viele Pfarrgründe!” Josef meinte: Ja, warum denn nicht! Dann in einem Gespräch mit Rudi Thurner aus Stöttera, der inzwischen schon heimgegangen ist, sprach ich, nun aber schon ernsthafter, diese Möglichkeit erneut an. “Ich werde das dem Christian sagen”, meinte er betont.
Es dauerte nicht lange, da meldete sich Dr. Stelzer bei mir. Er stellte in einer Pfarrgemeinderatssitzung die Gemeinschaft Cenacolo vor und zwei Wochen darauf, am 27. Sept. 1996, hatten wir eine geheime Abstimmung mit dem Ergebnis 9:6 für die Aufnahme der Gemeinschaft in Kleinfrauenhaid.
Nun war es notwendig, auch Bischof Paul Iby für das Projekt zu gewinnen. Wir beteten für ihn und nach anfänglichem Zweifeln und Zögern sprach er sich im März 1997 positiv für die Sache aus[4]. Mir gab er die Auflage, die Bevölkerung nochmals zu einer Informationsveranstaltung einzuladen. Diese war am 5. April in der Kirche zu der auch der ORF gekommen war. Am 9. April berichtete dieser in der Sendung “Burgenland heute” wohlwollend und positiv über das geplante Vorhaben, ließ aber auch kritische Stimmen zu Wort kommen.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Sache natürlich auch schon eine politische Dimension erreicht und es war auch starker Gegenwind zu spüren. Ich selber bin bei der Ausverhandlung der Dauer des Pachtvertrages für die Gemeinschaft an einen Punkt gelangt, wo ich die Last dieser Entscheidung, die ich allein treffen musste, besonders deutlich spürte. Aber zu diesem Zeitpunkt gab es auch schon viele, die das Anliegen “ein Cenacolo in Kleinfrauenhaid” im Gebet trugen. Deshalb denke ich, dass Schwester Elvira recht hatte, wenn sie bei der Eröffnung die Kraft des Gebetes betonte.
Ist das Gebet nicht im Letzten auch das Geheimnis der Gemeinschaft Cenacolo? Und wenn Gott unser Gebet erhört, und wenn er das Gebet dieser vielen Jungs erhört, die in diesen 20 Jahren schon in Kleinfrauenhaid waren, dann ist das doch ein Zeichen dafür, dass sich Gott um uns sorgt. Schwester Elvira sagte bei der Eröffnung des Hauses auch: “Seit die Gemeinschaft entstanden ist, sind mehr als 1500 Jungs in sie gekommen und in 14 Jahren bin ich niemals einkaufen gegangen. Niemals! Gott will in unseren Familien vor dem Geld sein, vor dem Geld! … Wir leben und glauben an die Vorsehung Gottes. Und eure Anwesenheit heute hier ist die konkrete Antwort der Vorsehung.” Ich glaube, dass die Burschen in diesen 20 Jahren noch keine Lebensmittel einkaufen waren. Sie leben tatsächlich von der Vorsehung, zu der natürlich wir alle gehören, die fallweise oder regelmäßig Lebensmittel in die Gemeinschaft bringen.
Ja, auch das ist es, wofür ich nach diesen 20 Jahren Gott danke: Ihr, die Burschen und Mädchen der Gemeinschaft Cenacolo, habt mein Vertrauen gestärkt, dass Gott ein liebender Vater ist, der sich um uns sorgt! Danke für Euer Zeugnis!
Pfarrer Johannes Lehrner („Don Johannes“) hat die Gemeinschaft Cenacolo 1997 nach Kleinfrauenhaid geholt. Er lebt heute in Oberpullendorf und ist uns als priesterlicher Freund eng verbunden.
[1] Während der Visitationsbericht von 1461 die Gründung von Kleinfrauenhaid ins Jahr 1005 datiert, gibt das von Fürst Paul Esterházy im Jahr 1696 herausgegebene Buch “Mennyei Korona” als Jahr des Duells der beiden Brüder das Jahr 1260 an.
[2] Ein ehemaliges Paulinerkloster
[3] Christian hatte in Medjugorje auch seine Frau Marija, die aus Medjugorje stammt, kennengelernt und diese 1996 geheiratet.
[4] Bei der Bischöflichen Visitation am 14. Juni 1997 meinte er zu den Menschen der Pfarre: “Versuchen wir’s!” und ermunterte so seinerseits Kritiker sich der Sache gegenüber zu öffnen.